Die Erde war gestorben Ich lebte ganz allein, Die Sonne war verdorben, Zwei Augen gaben Schein, Da bot sie mir zu trinken Und blickte mich nicht an, Sie ließ die Augen sinken, Es war um mich getan. Reg Frühling nur die Schwingen Sehn nur, du Erde, dich, Ich kann nichts anders singen, Als, Jesus schau auf mich. Zorn und Liebe O Zorn! du Abgrund des Verderben, Du unbarmherziger Tyrann, Du frißt und tötest ohne Sterben Und brennest stets von Neuem an; Wer da gerät in deine Haft Gewinnt der Hölle Eigenschaft. Wo ist, o Liebe, deine Tiefe, Der Abgrund deiner Wunderkraft? Oh, wer an deiner Quell entschliefe, Der hätte Gottes Eigenschaft; O wer, o Lieb, in deinem Meer Gleich einem Tropfen sich verlör! Es senke sich ein leiser Traum hernieder Der ihr der eignen Schönheit Gürtel löst Und sanften Blicks mit schmeichelndem Gefieder Des eignen Herzens Fülle ihr entblößt. Im leichten Spiel küss' sie der eignen Lieder Gestalten, und der leise Kuß erlöst Die Blume von der Träne die sie drücket Daß sie zum Grabe müd sich bücket. Über eine Skizze Verzweiflung an der Liebe in der Liebe In Liebeskampf? In Todes Kampf gesunken? Ob Atem noch von ihren Lippen fließt? Ob ihr der Krampf den kleinen Mund verschließt? Kein Öl die Lampe? oder keinen Funken? Der Jüngling ñ betend? tot? in Liebe trunken? Ob er der Jungfrau höchste Gunst genießt? Was ist's, das der gefallne Becher gießt? Hat Gift, hat Wein, hat Balsam sie getrunken. Des Jünglings Arme, Engelsflügel werden ñ Nein Mantelsfalten ñ Leichentuches Falten. Um sie strahlt Heilgen Schein ñ zerraufte Haare. Strahl' Himmels Licht, flamm' Hölle zu der Erde Brich der Verzweiflung rasende Gewalten, Enthüll' ñ Verhüll' ñ das Freudenbett ñ die Bahre. An dem Feuer saß das Kind, Amor, Amor, Und war blind; Mit dem kleinen Flügel fächelt In die Flamme er und lächelt, Fächle, lächle, schlaues Kind! Ach, der Flügel brennt dem Kind, Amor, Amor Läuft geschwind! ªO, wie mich die Glut durchpeinet!´ Flügelschlagend laut er weinet, In der Hirtin Schoß entrinnt Hülfeschreind das schlaue Kind. Und die Hirtin hilft dem Kind Amor, Amor, Bös und blind. Hirtin, sieh, dein Herz entbrennet, Hast den Schelm du nicht gekennet? Sieh, die Flamme wächst geschwind, Hüt dich vor dem schlauen Kind! Armes Kind, es fleht dies Lied Armes Kind, es fleht dies Lied, Denke nicht, wer es gesungen, Wie der Herr, der auch nur sieht Auf die Herzen und nicht auf die Zungen. Da ihm heut die Gnade ward, Die kein Heiliger verdienet, Sei dem Bruder auch nicht hart, Sei mit dem Getrennten ausgesühnet. O vergib mir, so ich dich Je mit Wort und Tat verletzet, Recht von Herzen schmerzt es mich, Sei dir reichlich mit Gebet ersetzet. Ans Vaterland Was wäre der Dichter wunderbar Spiel, Zög's nicht wie Sonne durch innere Nacht; Was wohl der Zauber in Ton und Lied, Der wie der Frühling über Gräber hinzieht, Wenn er die Lebendigtoten nicht weckte, Und nicht die feigen Schlummernden schreckte. Stehet auf! stehet auf! so rufet die Zeit, Es ist der Richttag,der Herr ist nicht weit. Clemens Brentano im Netz Brentano bei Gutenberg |