Leise zieht durch mein Gemüt Liebliches Geläute. Klinge, kleines Frühlingslied, Kling hinaus ins Weite. Kling hinaus bis an das Haus, Wo die Blumen sprießen. Wenn du eine Rose schaust, Sag, ich laß sie grüßen. Gekommen ist der Maie, die Blumen und Bäume blühn, Und durch die Himmelsbläue Die rosigen Wolken ziehn. Die Nachtigallen singen Herab aus der laubigen Höh', Die weißen Lämmer springen Im weichen grünen Klee. Ich kann nicht singen und springen, Ich liege krank im Gras; Ich höre fernes Klingen, Mir träumt, ich weiß nicht was. Worte! Worte! Keine Taten! Worte! Worte! Keine Taten! Niemals Fleisch, geliebte Puppe, Immer Geist und keinen Braten, Keine Knödel in der Suppe. Doch vielleicht ist dir zuträglich Nicht die wilde Lendenkraft, Welche galoppieret täglich Auf dem Roß der Leidenschaft. Ja, ich fürchte fast, es riebe, Zartes Kind, dich endlich auf Jene wilde Jagd der Liebe, Amors Steeple-chase-Wettlauf. Viel gesünder, glaub ich schier, Ist für dich ein kranker Mann Als Liebhaber, der gleich mir Kaum ein Glied bewegen kann. Deshalb unserem Herzensbund, Liebste, widme deine Triebe; Solches ist dir sehr gesund, Eine Art Gesundheitsliebe. Donna Clara In dem abendlichen Garten Wandelt des Alkaden Tochter Pauken- und Trommetenjubel Klingt herunter von dem Schlosse "Lästig werden mir die Tänze Und die süßen Schmeichelworte, Und die Ritter, die so zierlich mich vergleichen mit der Sonne. Überlästig wird mir alles, Seit ich sah, beim Strahl des Mondes, Jenen Ritter, dessen Laute Nächtens mich ans Fenster lockte. Wie er stand so schlank und mutig, Und die Augen leuchtend schossen Aus dem edelblassen Antlitz, Glich er wahrlich Sankt Georgen." Also dachte Donna Clara, Und sie schaute auf den Boden; Wie sie aufblickt, steht der schöne, Unbekannte Ritter vor ihr. Händedrückend, liebeflüsternd Wandeln sie umher im Mondschein, Und der Zephir schmeichelt freundlich, Märchenartig grüßen Rosen. Märchenartig grüßen Rosen, Und sie glühn wie Liebesboten. - Aber sage mir, Geliebte, Warum du so plötzlich rot wirst? "Mücken stachen mich, Geliebter, Und die Mücken sind, im Sommer, Mir so tief verhaßt, als wärens, Langenasge Judenrotten." Laß die Mücken und die Juden, Spricht der Ritter, freundlich kosend. Von den Mandelbäumen fallen Tausend weiße Blütenflocken. Tausend weiße Blütenflocken Haben ihren Duft ergossen. - Aber sage mir, Geliebte, Ist dein Herz mir ganz gewogen? "Ja, ich liebe dich, Geliebter, Bei dem Heiland seis geschworen, Den die gottverfluchten Juden Boshaft tückisch einst ermordet." Laß den Heiland und die Juden, Spricht der Ritter, freundlich kosend. In der Ferne schwanken traumhaft Weiße Liljen, lichtumflossen. Weiße Liljen, lichtumflossen, Blicken nach den Sternen droben. - Aber sage mir, Geliebte, Hast du auch nicht falsch geschworen? "Falsch ist nicht in mir Geliebter, Wie in meiner Brust kein Tropfen Blut ist von den Blut der Mohren Und des schmutzgen Judenvolkes." Laß die Mohren und die Juden, Spricht der Ritter, freundlich kosend; Und nach einer Myrtenlaube Führt er die Alkadentochter. Mit den weichen Liebesnetzen Hat er heimlich sie umflochten; Kurze Worte, lange Küsse, Und die Herzen überflossen. Wie ein schmelzend süßes Brautlied Singt die Nachtigall, die holde; Wie zum Fackeltanze hüpfen Feuerwürmchen auf dem Boden. In der Laube wird es stiller, Und man hört nur, wie verstohlen, Das Geflüster kluger Myrten Und der Blumen Atemholen. Aber Pauken und Trommeten Schallen plötzlich aus dem Schlosse, Und erwachend hat sich Clara Aus des Ritters Arm gezogen. "Horch! da ruft es mich, Geliebter; Doch, bevor wir scheiden, sollst du Nennen deinen lieben Namen, Den du mir so lang verborgen." Und der Ritter, heiter lächelnd, Küßt die Finger seiner Donna, Küßt die Lippen und die Stirne, Und er spricht zuletzt die Worte: Ich Sennora, Eur Geliebter, Bin der Sohn des vielbelobten, Großen, schriftgelehrten Rabbi Israel von Saragossa. Ich hatte einst ein schönes Vaterland.... Ich hatte einst ein schönes Vaterland. Der Eichenbaum Wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft. Es war ein Traum. Das küßte mich auf deutsch, und sprach auf deutsch (Man glaubt es kaum Wie gut es klang) das Wort: "ich liebe dich!" Es war ein Traum. Wenn ich, beseligt von schönen Küssen,... Wenn ich, beseligt von schönen Küssen, In deinen Armen mich wohl befinde, Dann mußt du mir nie von Deutschland reden; Ich kanns nicht vertragen es hat seine Gründe. Ich bitte dich, laß mich mit Deutschland in Frieden! Du mußt mich nicht plagen mit ewigen Fragen Nach Heimat, Sippschaft und Lebensverhältnis; Es hat seine Gründe ich kanns nicht vertragen. Die Eichen sind grün, und blau sind die Augen Der deutschen Frauen; sie schmachten gelinde Und seufzen von Liebe, Hoffnung und Glauben; Ich kanns nicht vertragen es hat seine Gründe. Anno 1839 O, Deutschland, meine ferne Liebe, Gedenk ich deiner, wein ich fast! Das muntre Frankreich scheint mir trübe, Das leichte Volk wird mir zur Last. Nur der Verstand, so kalt und trocken, Herrscht in dem witzigen Paris - Oh, Narrheitsglöcklein, Glaubensglocken, Wie klingelt ihr daheim so süß! Höfliche Männer! Doch verdrossen Geb ich den artgen Gruß zurück. Die Grobheit, die ich einst genossen Im Vaterland, das war mein Glück! Lächelnde Weiber! Plappern immer, Wie Mühlenräder, stets bewegt! Da lob ich Deutschlands Frauenzimmer, Das schweigend sich zu Bette legt. Und alles dreht sich hier im Kreise, Mit Ungestüm, wie'n toller Traum! Bei uns bleibt alles hübsch im Gleise, Wie angenagelt, rührt sich kaum. Mir ist, als hört ich fern erklingen Nachtwächterhörner, sanft und traut; Nachtwächterlieder hör ich singen, Dazwischen Nachtigallenlaut. Dem Dichter war so wohl daheime, In Schildas teurem Eichenhain! Dort wob ich meinee zarten Reime Aus Veilchenduft und Mondenschein. Vergiftet sind meine Lieder Vergiftet sind meine Lieder; - Wie könnt es anders sein? Du hast mir ja Gift gegossen Ins blühende Leben hinein. Vergiftet sind meine Lieder; - Wie könnt es anders sein? Ich trage im Herzen viel Schlangen, Und dich, Geliebte mein. Mir träumte von einem schönen Kind Mir träumte von einem schönen Kind, Sie trug das Haar in Flechten; Wir saßen unter der grünen Lind In blauen Sommernächten. Wir hatten uns lieb und küßten uns gern, Und kosten von Freuden und Leiden. Es seufzten am Himmel die gelben Stern, Sie schienen uns zu beneiden. Ich bin erwacht und schau mich um, Ich steh allein im Dunkeln. Am Himmel droben, gleichgültig und stumm, Seh ich die Sterne funkeln. 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